Blick auf das historische Rathaus in Reichelsheim Bingenheimer Str. 33

(T)raum für Kultur erwacht 

Pünktlich zum meteorologischen Frühlingsbeginn erwachte in Reichelsheim eine ganz besondere Immobilie in der Florstädter Straße 28 aus dem Winterschlaf. Was einst als Schneiderei für mittelalterliche Kleidung bis Sommer 2021 genutzt wurde, ist nun ein außergewöhnlicher Raum für Kultur auf drei Etagen.

Die neue Kultur- und Eventscheune öffnete am 16. März erstmals ihren Pforten. Hinter den beiden schweren Holztüren bietet sich dem Besucher eine völlig neue Welt. Ineinander gewobene unterschiedliche Naturmaterialien, offene, teils wie schwebend wirkende Holzwendeltreppen, lebensgroße Bäume. Hier ein Wasserlauf, dort ein Springbrunnen. Ein kleines Verlies, ein Turm und große märchenhafte Spiegel. In jedem Winkel warten spannende Details darauf, entdeckt zu werden. Kein Wunder, dass unzählige Besucher gerne während des „Tags der offenen Tür“ auf Entdeckungstour gingen und neben der besonderen Architektur das abwechslungsreiche Programm des Vereins „Kultur in Reichelsheim“ und die Menschen, die es ehrenamtlich auf die Beine stellen, kennenlernen wollten. Die Besucher von nah und fern strömten mit erwartungsvollen Blicken in die Scheune rein; sie gingen verzaubert wieder hinaus.    

Vorausgegangen war diesem besonderen Eröffnungswochenende ein monatelanger Planungsprozess und die tatkräftige Zusammenarbeit dreier Akteure: des jungen Vereins „Kultur in Reichelsheim“, dem Erbauer und Eigentümer der Scheune, Thomas Schleser, und Bürgermeisterin Lena Herget und ihrem Team der Stadt Reichelsheim.

 „Gemeinsam haben wir einen neuen kulturellen Raum in unserer Heimat kreiert und eine atemberaubende Plattform für ein abwechslungsreiches Programm für unsere Mitbürger und Gäste geschaffen. Viel Platz für Kunst und Kultur“, freute sich Bürgermeisterin Lena Herget.    

„Wir präsentieren eine Bühne für lokale Kulturschaffende, für überregional bekannte Künstler, für junge, aber auch fest etablierte Vereine sowie für lokale Gastronomieanbieter. Sie alle sind uns herzlich willkommen. Es werden Stars, wie Urban Pirol, aber auch noch unbekanntere Sternchen gleichermaßen präsentiert“, so der Vereinsvorsitzende Horst Steuernagel.   

Hans Schwab weihte samstagsabends mit seinem Balladenabend „dramatisch! komisch! schräg!“ die Kulturbühne ein und setzte einen perfekten Abschluss an den ersten Veranstaltungstag, der geprägt von Ausstellungen lokaler Künstler war. Rudolf Zentgraf zeigte seine erstaunlichen Vogelbilder aus dem Bingenheimer Ried. Hanni Schäfer präsentierte ihre kreativen Werke auf der Leinwand. Dieter Schiele gab einen Einblick in seine Tier- und Pferdemalerei.  

Am Sonntag durchzog bereits ab morgens ein wohlriechender Waffel- und Kaffeegeruch die Kulturscheune. Nicole Krückl aus der „Alten Blechwerkstatt“ verkaufte an einem mit Frühlingsblüher geschmückten Verkaufsstand süße Leckereien. Das sich wunderbar in den Raum einfügende Kaffee-Haus-Mobiliar war stets voll besetzt. Das lag auch an den harmonischen Violinen-Klängen des ungarischen Geigers Robert Varady. „Man fühlt sich hier wie im Wiener Kaffeehaus“, lobte eine Besucherin. „Ich könnte hier stundenlang sitzen bleiben“, ergänzte ihre Tischnachbarin. Einige Besucher durften direkt sitzen bleiben und die Premiere „Herr Sacher & die Torte“ erleben. Tobias Liliencron (Gesang) und Markus Schönberg (Klavier und Gesang) hatten für das Publikum eine einmalige Revue geschaffen, die in die Zeit zwischen 1910 und 1960 entführte – voller unvergesslicher Stunden mit Melodien aus Wien sowie aus der Feder von Peter Igelhoff, Zarah Leander und Hans Albers. Zum krönenden Abschluss erklang am Sonntagabend aus der Trompete des ersten Vorsitzenden Horst Steuernagel, musikalisch verziert von Robert Varady und seiner Tochter „Guten Abend, gute Nacht“.  

„Gemeinsames Ziel und Traum von Eigentümer, Verein und Stadt war es, einen Leerstand zu beseitigen und einen neuen, einzigartigen Raum für Kultur mitten im Herzen der Wetterau zu schaffen. Dieses Ziel haben wir an diesem Wochenende erfolgreich umgesetzt“, zeigten sich Herget und Steuernagel zufrieden.

„Ein Dank geht an meine Vorstandskollegen, unsere Vereinsmitglieder, alle ehrenamtlichen Helfer vor, auf und hinter der Bühne, die Stadt Reichelsheim, an die Freiwillige Feuerwehr für den Brandsicherheitsdienst, an unseren Techniker, die Unterstützer und Sponsoren und alle Besucher, die uns in unserer Arbeit bestätigen und uns unvergessliche Momente beschert haben“, dankte Horst Steuernagel abschließend.

Bereits jetzt vormerken:

Der Verein lädt bereits zu der nächsten Veranstaltung ein - Musik-Comedy-Abend „Hitverdächtig“ mit Dr. Pop am Samstag, 20. April um 20:00 Uhr. Karten gibt es bei Reservix und an den bekannten Vorverkaufsstellen.

 „Kultur in Reichelsheim“ – diesen Namen trägt der Anfang 2023 gegründete Verein zur Förderung von Kunst und Kultur in Reichelsheim. Es ist durchaus beeindruckend, was der Verein im ersten Jahr seiner Existenz bereits organisiert und angeboten hat: eine Lichter- und Weinwanderung, Augenwanderungen, Führungen durchs international bekannte Naturschutzgebiet „Bingenheimer Ried“, einen Comedy-Abend, das Bühnenprogramm „25 Jahre Johannes Scherer“, einen Auftritt der Münchner Zwietracht, ein Weihnachtskonzert mit dem Klostertaler Markus Wolfahrt und vieles mehr.