Blick auf das historische Rathaus in Reichelsheim Bingenheimer Str. 33

"Damals" in Reichelsheim

Renovierung des Wehrturmes und des alten Stadttores

1964 wurden in der Stadt Reichelsheim eine Menge Maßnahmen durchgeführt. Eine davon war die Renovierung und Instandsetzung des Friedhofsturmes.

Dieser Turm mitsamt dem Torbogen  gehört zu den wenigen Überresten der einst Reichelsheim umfassenden Stadtmauer. Die Rede ist immer wieder von 7 Türmen, die es gewesen sein sollen, wovon noch drei erhalten sind. Am Obertor im nördlichen Teil als auch am Untertor im südlichen Teil könnten Türme gestanden haben aber davon gibt es keinerlei Nachweise.

Durch dieses noch erhaltene Tor soll in frühester Zeit der Weg nach Friedberg geführt haben. Auf der ältesten noch vorhandenen Karte von Reichelsheim aus dem Jahr 1761 führt der Friedberger Weg schon an das Untertor und der Friedhof ist dort eingezeichnet wo er sich heute noch befindet. Dieses Tor ist also schon sehr sehr lange das Tor zum Friedhof und das mag auch der Grund sein, warum dieser Torbogen nicht abgebrochen wurde.

Reichelsheim war schon seit einigen hundert Jahren im Besitz des Kosters Fulda, welches einen Teil des "Fleckens" - wie man es seinerzeit so nannte - als Lehen vergab. 1416 kamen die Nassauer Grafen durch Tausch in den Besitz dieser Hälfte und waren offensichtlich bemüht weitere Ländereien in der Wetterau zum Lehen zu erhalten.
1420 wurde dann auch die andere Hälfte von Reichelsheim an Nassau verpfändet.

1423 erwirkten die Nassauer die Wandlung der Pfändung in einen Erbkauf, das hat zwar noch einmal richtig was gekostet, aber damit war sichergestellt, daß Reichelsheim auch bei einem Generationswechsel im Besitz der Grafschaft blieb. Wir wissen, daß die Nassauer schon recht früh den Reichelsheimern die Sicherung ihrer Grenzen durch den Bau einer Landwehr auferlegten und spätestens als ihnen der ganze Ort gehörte, den Bau eine Mauer mit Türmen und Toren anordnete. Eine Aufgabe, für welche die hiesigen Bewohner sicherlich eine Weile brauchten.

Es läßt sich also vermuten, daß der Ort im frühen 15. Jhdt. mit einer gemauerten Befestigung umgeben wurde.

Die Renovierung des Turmes mit angrenzendem Torbogen fand hingegen definitiv im Sommer 1964 statt - darüber haben wir Belege und Rechnungen. Beauftragt war eine steinsichtige und fugenfüllende Maßnahme. Zur Verwendung kam eine Trasskalk-Zementmischung, die im Torkretverfahren unter Druck aufgespritzt wurde. Dieses Auftragsverfahren führt zu einer sehr guten Haftung und Verdichtung des Mörtels.

Die Auftragssumme belief sich auf knapp 15tsd DM - für heutige Verhältnisse ein Schnäppchen.

Auf dem Foto sehen wir den nach aktuellen Sicherheitsaspekten grob fahrlässig eingerüsteten Turm. Damals war so ein Gerüst halt eben Standard.

Der Torbogen und der obere Turmbereich sind bereits fertiggestellt. Links im Bild ist die gelbe Betonpumpe zu sehen, die über eine Schlauchleitung den Mörtel zur Spritzdüse befördert.

 

Nach den Renovierungsarbeiten wurde am Turm ein Schild angebracht worauf steht:                                                                       Erbaut Anno 1420  Erstmals renoviert Anno1964

Die Aussage "Erbaut 1420" ist da schon recht sportlich.

Nebenher zeigt uns diese Aufnahme, wie seinerzeit die Gräber ausgesehen haben. Das Kreuz auf dem Stein oder überhaupt irgendeine Art von hohem Aufbau kam zu dieser Zeit gerade aus der Mode (wenn man so sagen darf) und wurde dann von einer eher schlichten Form abgelöst, wie man es am unteren rechten Bildrand sehen kann.

Die Aufnahme stammt wieder einmal von Willy Nohl und wurde uns von Familie Dörfler zur Verfügung gestellt.

Verantwortlich und Ansprechpartner:

Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)

Bingenheimer Straße 29
E-Mail:  h.diehl@web.de